Antwort auf den Leserbrief von R. Szibor (Vst.: 30.11.)

Nach der Niederlage der Gentechnik-Lobby vor dem Bundesverfassungsgericht hat der ehemalige FDP-Wirtschaftsminister Rehberger angekündigt, verstärkt die Interessen der Gentechnik-Konzerne in der Öffentlichkeit durch ihn und seine Anhänger wahrzunehmen. Wie das aussehen kann, zeigt der Leserbrief des Herrn Szibor, der immer wieder aufs Neue den genmanipulierten Pflanzen das Wort redet. Dieses Mal lobt er die genmanipulierte Zuckerrübe H7-1, die angeblich „weltweit mit hohem Tempo die konventionelle Zuckerrübe verdrängt“. Diese Lobpreisung ist einer Überprüfung Wert. Zunächst: Die genmanipulierte Zuckerrübe H7-1 ist ein Gemeinschaftswerk von “KWS” mit dem amerikanischen Gentechnik-Konzern „Monsanto“. Sie enthält ein verändertes Gen, welches die Pflanze tolerant für das Totalherbizid „Roundup“ macht. „Roundup“ wird ausschließlich vom Gentech-Monopolisten „Monsanto“ hergestellt. Die Gen-Zuckerrübe von “Monsanto” und “KWS” war für den Anbau in den USA und Kanada zugelassen. War – denn im August 2010 entzog ein Richter des Bundesbezirksgerichtes von San Francisco der Gen-Zuckerrübe die Anbauzulassung für die gesamte USA. Die vom Gericht nun geforderte Umweltverträglichkeitsprüfung wird voraussichtlich zwei Jahre dauern. In der EU ist der kommerzielle Anbau verboten. Das gilt auch für Australien und Mexiko. Soviel zum „weltweiten Erfolg“ der genmanipulierten Zuckerrübe. Was aber ist an der Gen-Zuckerrübe, außer, dass sie „Monsanto“ Riesenprofite bescheren soll, so verwerflich?  Der Anbau genmanipulierter Zuckerrüben ist besonders bedenklich, da sich die Zuckerrübe mit artverwandten Wild- und Kulturpflanzen wie Mangold, Rote Beete und der Wildrübe leicht kreuzt und ihre Gene an die Artverwandten weitergeben kann (Quelle: Biosicherheit, die Beta-Familie. Die Zuckerrübe und ihre Verwandten: http://www.biosicherheit.de/basisinfo/303.beta-familie.html). Bei Versuchen mit Gen-Zuckerrüben wurden in einer Entfernung von 200 Metern zum Acker noch bis zu 40% genmanipulierte Nachkommen gefunden. Wie bei dem Großteil der kommerziell angebauten Gen-Pflanzen handelt es sich wie auch bei der Gen-Zuckerrübe um eine herbizid-resistente – in diesem Fall „Roundup“-resistente – Pflanze. Der Anbau von solchen Gen-Pflanzen hat nach Auswertungen des amerikanischen Wissenschaftlers Charles Benbrook in den USA und Argentinien zu einem vermehrten Einsatz von Pestiziden geführt. So zeigt eine Studie, dass Landwirte in den USA beim Anbau von Gen-Pflanzen zwischen 1996 und 2008 144 Millionen Kilogramm mehr Pestizide einsetzten, als im Vergleich zum herkömmlichen Pflanzenanbau. Als Grundlage für seine Analyse wertete Benbrook Daten und Statistiken des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) und: Genau, von „Monsanto“ selbst aus. Dass Herr Szibor nun auch noch den Papst bemüht, um sein Gentechnik-Anliegen seriöser anzubieten, ist mindestens dreist: Auf seinem Kreuzweg 2006 sagte der Pontifex in Bezug auf die Gentechnikkonzerne: „Sich an Gottes Stelle zu setzen, ohne Gott zu sein, ist die dümmste Arroganz, ist das gefährlichste Abenteuer.” (Quelle: Spiegel Online). Zwar gibt es auch im Vatikan „Lobbyisten“ der Gentechnik. Am 4. März 2010 schrieb allerdings die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano” hierzu, dass „einzelne Kirchenvertreter“ unterschiedliche Meinungen über Gentechnik hätten. Medien hätten diese Stimmen mit offiziellen Erklärungen des Heiligen Stuhls oder der Kirche gleichgestellt. Dies sei aber ein Irrtum, heißt es in der Ausgabe (Quelle: http://www.vaticanhistory.de/wordpress/?m=20100304). Offensichtlich fällt es Leuten, wie dem Leserbriefschreiber, schwer zu glauben, dass genmanipulierte Pflanzen nicht hergestellt werden, um die Menschheit zu beglücken, sondern einzig zu dem Zweck, viel Geld zu verdienen.



Ralf Mattern, Wernigerode

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