Es ist ja nichts Neues, dass die Gegner der Sozialdemokratie die SPD entweder wütend verunglimpfen oder Eimer von Krokodilstränen vergießen, wenn es der SPD nicht so gut geht. Das sieht man auch an den Leserbriefschreibern, die sich – obwohl sie nicht Mitglied der SPD sind – bezüglich ihrer wohlfeilen Ratschläge und „messerscharfen Analysen“ zur SPD nicht zurückhalten können, auch wenn sie dabei die Tatsachen gern verdrehen. Dass beispielsweise Willy Brandt von „rechten Sozialdemokraten gestürzt wurde“, wie Leserbriefschreiber Gämlich behauptet, ist schlicht historischer Unfug. Willy Brandt musste 1974 als Bundeskanzler zurücktreten, weil die Partei „Die Linke“ unter ihrem damaligen Namen SED einen Spitzel im Bundeskanzleramt platziert hatte, der Willy Brandt verriet und für die DDR-Staatssicherheit Berichte schrieb. Parteivorsitzender blieb Willy Brandt bis 1987, Ehrenvorsitzender bis zu seinem Tod. Willy Brandt würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass Leute wie der gescheiterte Finanzminister Lafontaine, dessen politisches Hauptziel es ist, sich für die selbst verursachte Schmach seiner Flucht aus der Verantwortung nun an der SPD zu rächen, oder wie der frühere Spitzel Gysi, der Mitglied eben jener SED war, ihn heute dreist für ihre Ziele vereinnahmen wollen. Willy Brandt trat 1974 aus Verantwortung zurück, ein Begriff, der im Sprachschatz der „Linken“ zuungunsten des Begriffs „Opposition“ eher unterrepräsentiert ist. Auch Leserbriefschreiber Bock referiert unbekümmert über einen „Putsch gegen Kurt Beck“. Er muss es wissen, schließlich war Herr Bock ja selbst in der Sitzung der SPD anwesend, in der Kurt Beck seinen Rücktritt erklärte. Die SPD bleibt die Partei aus der und für die große Mitte der Bevölkerung und wird mit Franz Müntefering und Frank-Walter Steinmeier den Kurs der Verantwortung für ALLE gesellschaftlichen Schichten, bei dem solidarisch die starken Schultern mehr belastet werden als die schwachen, fortsetzen, den Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder begonnen haben. Der vorurteilsfreie Mitbürger mag die unbestrittenen Erfolge der AGENDA 2010, die 2003 aus Verantwortung für das Land entstand und – zugegeben – uns Sozialdemokraten damals weh tat, selbst messen. Die AGENDA 2010 wird dort, wo soziale Unwuchten entstanden sind, verbessert werden. Soll die SED-„Linke“ doch weiter in ideologisch erstarrter Opposition in ihren Parteibüros einer DDR hinterher träumen, ein von ihr 40 Jahre in den Ruin regierter Staat, der ökonomisch, moralisch und sozial scheitern musste, wie Herbert Wehner schon Ende der 1940-er prophezeite.
Ralf Mattern, Wernigerode