Der Lobbyverein “Innoplanta” hat drei Preise an Leute vergeben, die sich für die “Grüne” Gentechnik starkgemacht haben ˆ ein Preis ging an einen Leserbriefschreiber. Abgesehen davon, dass mindestens die Hälfte des Preises auch dem Medium gehören sollte, welches diese Leserbriefe veröffentlichte, bietet diese Preisverleihung Anlass, die Methoden zu beleuchten, mit denen für die “Grüne” Gentechnik öffentlich (auch durch die Preisträger) geworben wird. So gilt der Journalist Andreas Sentker durchaus als nicht gerade “unfehlbar” in den von ihm verfassten Artikeln. So hat unter der Überschrift “Intrigant Andreas Sentker” Dr. Hans-Joachim Becker aus Heidelberg seinen Kollegen Karl Illmensee vor ungerechtfertigten Behauptungen des Journalisten nachdrücklich in Schutz genommen und obendrein schlecht recherchierte Angaben des Journalisten korrigieren müssen (Quelle: http://www.zeit.de/2001/15/Intrigant_Andreas_Sentker_Die_Chronik_des_Klonens_ZEIT). In den Leserbriefen des von Innoplanta geehrten Herrn Szibor ist es zur Regel geworden, die “Grüne” Gentechnik zu verharmlosen, durch Weglassen unliebsamer Fakten in einem besseren Licht erscheinen zu lassen oder sogar schlicht die Unwahrheit zu veröffentlichen. Hier seien nur zwei Beispiele genannt: In einem seiner veröffentlichten Leserbriefe verbreitete der Geehrte, dass Joschka Fischer als hessischer Umweltminister “den Hoechst Konzern ruiniert” hätte, indem er eine betriebsfertige Insulin-Anlage nicht genehmigte. Selbst die Anhänger der “Grünen” Gentechnik mussten Herrn Szibor “einbremsen” und ihn darauf verweisen, dass die Anlage selbst unter Schwarz-Gelb nicht genehmigt wurde und der Hoechst-Konzerne schon garnicht durch “Rot-Grün ruiniert wurde”. Im Forum der Gentechnik-Befürworter, in dem Herr Szibor kritisiert wurde, antwortete der Leserbriefschreiber: “Ich … bin der Sache aber eben nicht ganz auf den Grund gegangen.” (Quelle: http://www.transgen.de/forum/viewtopic.php?f=2&t=184). Ist ja egal: Der Leserbrief wurde abgedruckt, und irgendetwas bleibt bestimmt “hängen”. Dass Herr Szibor ansonsten auch gern die Fortschritte konservativer Züchtungsmethoden verschweigt, zeigte die in der Volksstimme veröffentlichte Leserbriefdiskussion zum Thema “Gen-Kartoffel”. Herr Szibor schwärmte ausschließlich von den vermeintlichen Erfolgen der (zu einem höheren Stärkeanteil) genetisch veränderten BASF-Kartoffel “Amflora” und verschwieg, dass es längst gelungen war, ohne Gentechnik zwei Kartoffelsorten mit ähnlichen Stärke-Eigenschaften zu züchten ˆ eine genetisch veränderte Kartoffel also überflüssig ist. Auch in der Vergangenheit wurden durch “Innoplanta” zumindest seltsame Preisverleihungen vorgenommen: Geehrt wurde 2009 z.B. Ulli Kulke (Spitzname: Hurrikan-Ulli), der schon zuvor durch abstruse Thesen auffiel ˆ z.B. als Wissenschaftsredakteur beim Axel-Springer-Verlag. Dort verfasste er Artikel (z.B. zum Thema Klimaerwärmung ˆ Tenor: “Es gibt nicht mehr oder stärkere Hurrikans”), die Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zur Einschätzung brachte: “Bei einem derartigen Artikel hat der normale Zeitungsleser praktisch keine Chance, sich eine fundierte eigene Meinung zu bilden.” Das sind also diejenigen, die von Innoplanta geehrt werden.
Ralf Mattern, Wernigerode
Sehr geehrter Herr Mattern,
Sie haben sich die Aufgabe gestellt, den Innoplantapreis madig zu machen. Sie hängen Ihre Kritik u. a. daran auf, dass den Preisträgern Sentker und Szibor Fehler nachzuweisen sind, was sie genüsslich tun. Zunächst hätten Sie ja auch erwähnen können, dass auch die einzige deutsche Nobelpreisträgerin des Fachgebietes, Frau Prof. Nüsslein-Volhard, den Preis bekommen und angenommen hat. Sie können sich darauf verlassen, dass eine Nobelpreisträgerin sehr viele Ehrungen erhält und genau hinschaut, welche Preise sie annimmt. Sie hat es nicht nötig schlechte Preise anzunehmen.
Was den Fehler von Herrn Sentker betrifft, so hat er einfach in einer ungeklärten Situation die Mehrheitsmeinung der Wissenschaftselite übernommen und Karl Illmensee als Wissenschaftsbetrüger eingestuft. Dass man einem Menschen mit krankhaftem Ehrgeiz auch Wissenschaftsbetrug zutraut, ist nicht so sehr verwunderlich. (Immensee hat versucht Menschen zu klonieren, wobei nach wissenschaftlicher Erkenntnis nur bedauernswerte kranke Wesen mit niedriger Lebenserwartung entstehen können. Das weiß auch Immensee. Er plante aus purer Geltungssucht eines der denkbar größten Verbrechen.) Dass Sie, Herr Mattern, an der Rehabilitierung solcher skrupelloser Menschen gefallen finden, wundert mich dann doch sehr. Allerdings, was wirklich wahr ist, wissen weder Sie noch Herr Sentker, auch wenn Hans-Joachim Becker aus Heidelberg seinen Kollegen in Schutz nimmt. Offiziell ist Karl Immensee keinesfalls rehabilitiert und dass Herr Sentker die aktuelle Meinung der Wissenschaftswelt referiert hatte, ohne diese zu hinterfragen, ist sicher kein Glanzstück seiner journalistischen Tätigkeit. Aaber es ist auch kein Grund ihn so niederzumachen. Übrigens hat auch Ranga Yogeshwar die Sache ähnlich dargestellt.
http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2004/1207/004_luegen_noflash.jsp
Wenn Sie jetzt auch ihn mit Ihrer vernichtenden Kritik bedenken, stehen Sie ziemlich allein da.
Was mich betrifft, so habe ich die Fehldarstellung zum Thema Hoechst-Insulin –Joschka Fischer in diversen Zeitungen gefunden und leichtfertig zu meiner Meinung gemacht. Ich erhebe ja auch nicht den Anspruch, niemals Fehler zu begehen, sondern ich bin zufrieden, wenn ich mir nicht vorwerfen muss, unehrlich damit umgegangen zu sein. So habe ich mich in der Öffentlichkeit von Herrn Langelüddeke (einem Streiter für Grüne Gentechnik auf meiner Seite) korrigieren lassen und ich habe den Fehler eingeräumt, was übrigens zum Erkenntnisgewinn der Leser des Transgen-Forums beigetragen haben dürfte (Information ist der Sinn des Transgen-Forums). Natürlich hätte mich Herr Langelüddeke auch außerhalb des Forums kontaktieren können, wonach ich dann den Beitrag hätte löschen können. Dann wäre der Fehler, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt geblieben. So etwas wollen wir aber nicht. Ihr Parteivorsitzender, Sigmar Gabriel und seine Mitstreiter verfahren übrigens so. Nachdem sein Ministerium über viele Jahre mit dem Themenkreis des gv-Mais MON810 beschäftigt war, äußerte sich Gabriel im Zusammenhang mit MON810 zu dessen vermeintlichen Herbizdtoleranz und dem ebenfalls vermeintlichen Geschäftsmodell von Monsanto, die angeblich zum Anbau dieser Pflanze ihren Unkrautvernichter Rund-up verkaufen würden. Was Herr Gabriel nicht wusste: Es geht bei Mon810 gar nicht um Herbizidresistenz sondern um Insektenbekämpfung. Das ist so, als wenn man über den Bau eines neuen Bahnhofs in Stuttgart abstimmt, seine ablehnende Haltung aber mit der Unsicherheit von Atomkraftwerken begründet (es hat nichts miteinander zu tun). Herr Gabriel hat aber seinen Fehler nie eingestanden, sondern die blamable Passage wurden klammheimlich aus Netz entfernt. http://www.transgen.de/forum/viewtopic.php?f=2&t=167 So kann man auch mit Fehlern umgehen. Allerdings funktioniert es nicht, denn das Internet hat ein“ gutes Gedächtnis“, z. B. hier http://benniswelt.wordpress.com/2009/03/02/gentechnikverbote-in-osterreich-und-ungarn-bleiben-eu-kommission-unterliegt/
Was Ihr Lob der durch Tilling entstandenen Alternative zur Amflora-Kartoffel angeht, offenbaren sie damit nur Ihre Unkenntnis. Tilling ist keineswegs die bessere Alternative zur Gentechnik sondern echt gefährlich. Der Skandal in Europa ist, dass zwar Amflora 13 Jahre lang geprüft wurde, die problematischen Tilling- Sorten mit viel tieferen Eingriffen in das Genom in Europa ungeprüft auf den Acker kommen. In Kannada werden berechtigterweise Tillingsorten den GMOs hinsichtlich der Prüfverfahren gleich gestellt. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/TILLING
Falls Sie sich etwas näher über den Themenkreis Grüne Gentechnik informieren wollen, weise ich sie auf die Seite http://www.gruenevernunft.de/seite/fgv-publikationen hin, wo auch eine Schrift von mir zu finden ist. Ich glaube zwar nicht, dass ich Sie damit bekehren kann, aber vielleicht bewahrt Sie die Lektüre davor, immer wieder längst widerlegte Argumente der Antigentechnikbewegung aufzutischen.
Falls Sie, sehr geehrter Herr Mattern, die Souveränität besitzen, meine Antwort auf Ihren Leserbrief ins Netz zu stellen, bin ich gern bereit mich ein weiteres Mal zu korrigieren. Ich würde Ihnen dann zugestehen (gegen meine bisherige Auffassung), dass Sie ein fairer Gegner sind und würde Ihnen meine Hochachtung nicht versagen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Reinhard Szibor, 39175 Biederitz