Leserbrief vom 29. Oktober 2009: zum Artikel “Zuwächse auch in den Villenvierteln”

Man fragt sich immer wieder, ob die “Linken” tatsächlich noch in dieser Welt leben. Jetzt hat diese Partei in Wernigerode “Villenviertel” ausgemacht, in denen die Wähler – nach eigener Einschätzung – den “Linken” nur wenig Zuspruch geben – im Gegensatz zu den Wählern in den Plattenbaugebieten. Offensichtlich ist für die Linke jedes Einfamilienhaus oder jedes nach der Wende 1989 gerettete und sanierte Mehrfamilienhaus eine “Villa” – obwohl dort weder Industriekapitäne noch Schwerverdiener wohnen. Bloß weil ein Großteil der Wernigeröder nicht mehr wie zu DDR-Zeiten in Bruchbuden hausen muss, wo das Klo eine Treppe tiefer ist und mit Kohlen geheizt werden muss, sind doch eben diese Wernigeröder nicht zu schwerreichen Villenbesitzern geworden. Natürlich: Nach dem Motto “Ruinen schaffen ohne Waffen” hat es die “Linke” – als SED – in der DDR geschafft, bis 1989 im ganzen Land ganze Innenstädte verkommen zu lassen – da definiert die “Linke” heute natürlich jedes sanierte Haus aus der Gründerzeit bereits als eine “Villa”, in der angeblich nur “Gutbetuchte” (Zitat Herr Kabelitz) leben können. Peinlich ist es für die “Linken”, dass ausgerechnet in den von ihnen wohl gemeinten Stadtgebieten auch und gerade Leute aus dem DDR-Macht- und SED-Parteiapparat wohnen und dort heute (als “Gutbetuchte”) die Rente des “Klassenfeinds” verkonsumieren. Auch Herr Kabelitz wohnt meines Wissens recht idyllisch nicht in einem der zu DDR-Zeiten errichteten Neubaugebiete, die übrigens bis heute mit viel Geld mit einem ansehnlichen Umfeld versehen und auf den neusten, sehr lebenswerten Wohnstandard saniert werden. Ich freue mich ja, wenn nun auch die “Linken” einsehen, dass sich die Wohnsituation für die Menschen seit 1989 erheblich verbessert hat, egal ob Neubaugebiet oder Altstadt und dass sich die überwiegende Zahl dieser Wohnungen heute jeder leisten kann. Dass die “Linke” aber gleich alle Einwohner der Altstadt als “gutbetuchte Villenbewohner” bezeichnet, geht dann allerdings wohl doch mal wieder an der Realität etwas vorbei. Wer Villenviertel sehen will, sollte in den Taunus fahren.

Ralf Mattern, Wernigerode

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