Zum Tod von Ministerpräsident a. D. Dr. Reinhard Höppner

Auch dem Harz sehr verbunden

Am Pfingstmontag starb im Alter von nur 65 Jahren der ehemalige sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Dr. Reinhard Höppner. Sein Leben wurde in den vergangenen Tagen vielfach gewürdigt. Dabei war der Abschiedsgottesdienst am 14.6.2014 im Magdeburger Dom sicher ein Höhepunkt.

Auch wir verbinden mit dem Namen Reinhard Höppner wertvolle Erinnerungen. Wir kennen ihn schon sehr viel länger als seit Beginn seiner politischen Laufbahn nach 1989, nämlich aus zahlreichen Beratungen (evangelischer) kirchlicher Gremien. Über viele Jahre war er Präses der Landessynode, also Vorsitzender des kirchlichen „Parlaments“ in Magdeburg. Reinhard Höppner strahlte stets eine unbeirrbare Hoffnung aus, dass unsere Welt, unser Leben gerechter, friedvoller und verantwortungsvoller im Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen werden kann. Christen schrieb er dafür eine besondere Verantwortung zu. Er war kein Mann der Revolution, sondern der beharrlichen Veränderung. In einer Veranstaltung in den 1980er Jahren fragte er u.a. nach den Träumen, die die Teilnehmer hätten. Mein (S. S.) Traum war, einmal wieder den Brocken besteigen zu können. In fröhlicher Erinnerung an dieses Gespräch wanderten wir am 3.10.1990 zusammen mit Freunden und Mitarbeitern auf den Brocken. Die Brockenwanderung am Tag der deutschen Einheit wurde danach ein fester Termin in Höppners Kalender.

Reinhard Höppner war ein starker Verfechter dafür, dass sich Christen nicht in das Schneckenhaus ihrer Kirchen zurückziehen sollten. Das hätten sich die Kommunisten gerne gewünscht. Er wollte eine Kirche, die ihre Stimme erheben und sich in Politik einmischen muss, wo Menschenrechte, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Machterhaltung geopfert werden. 1990 wurde aus dem Kirchenmann ein Mann der Politik, mit dem Glauben als Basis, ohne dass er das vor sich hertrug. In der ersten frei gewählten Volkskammer kamen ihm seine demokratischen Erfahrungen in den kirchlichen „Parlamenten“ zu Gute.

Später als Ministerpräsident Sachsen-Anhalts besuchte er mehrfach Wernigerode; zu offiziellen Terminen wie z. B. der 1000-Jahrfeier in Minsleben 1995, dem Johannes-Brahms-Chorwettbewerb 2001 (zusammen mit seinem Amtskollegen Kurt Beck aus Rheinland-Pfalz), in Begleitung von Bundeskanzler Schröder und Bundespräsident Rau oder zu anderen Gelegenheiten. 1995 trug er sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Aber auch inoffiziell war er mir (L.H.) ein wertvoller Gesprächspartner und Ratgeber, z. B. mit Amtskollegen in unserem Garten oder im Südharz. Die beiden letzten Begegnungen mit Reinhard Höppner seien ebenfalls noch erwähnt: Im Frühjahr 2012 in Halberstadt, als er auf meine Bitte in einer sehr bemerkenswerten Rede das Leben des Metallgestalters und Kommunalpolitikers Johann-Peter Hinz würdigte, und im Spätsommer 2013 bei der Einschulungsfeier für sein und unser Enkelkind in Berlin.

Siegfried Siegel
Ludwig Hoffmann

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