Die Redakteurin Bettina Koch fordert in ihrer Meinungsäußerung, die Diskussion um die Gentechnik auf eine sachliche Ebene zu heben. Ich meine, die Ebene ist bereits durchaus sachlich: Fast alle der von der Gentechnikindustrie hergestellten Pflanzen dürfen in der EU nicht angebaut werden. Das ist der sachliche und jedem einleuchtende Stand der Diskussion zu „gebauten“ Pflanzen, die kein Mensch braucht und die lediglich riesigen Konzernen (Bayer, Monsanto) und deren Lobbyvertretern in den von ihnen geschaffenen „Vereinen“ zur Gewinnmaximierung dienen. Dass die Redakteurin in ihrem Bericht über die Preisverleihung des Lobbyvereins Innoplanta die vorgegebene Wortwahl („objektive und allgemeinverständliche Berichterstattung“) übernimmt (ohne sie z.B. als Zitat zu kennzeichnen) gereicht ihr nicht zur journalistischen Ehre. Die dort „Ausgezeichneten“ verdienen nämlich entweder ihr Geld mit der Gentechnik oder fielen – nicht nur in der Vergangenheit – mit abenteuerlichen (und mitterweile längst widerlegten) Thesen zur Umweltproblematik auf. Dass Christof Sautter, beim Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH Zürich Projektleiter und Antragsteller für die Freisetzung immer neuer gentechnisch veränderter Pflanzen, einen Preis von Innoplanta erhält, verwundert niemanden. Zu dem als „objektiv“ bezeichneten und deshalb mit einem Preis bedachten Journalisten Thomas Deichmann heißt es im Internet-Lexikon Wikipedia: „Neuerdings richtet sich die Kritik Deichmanns gegen ökologisch ausgerichtete Nichtregierungsorganisationen. Beispielsweise wirft er der Umweltschutzorganisation Greenpeace vor, ihre Kampagnen etwa gegen gentechnisch veränderte Organismen seien unwissenschaftlich und verstießen gegen Recht und Gesetz.“ Wirklich, sehr „objektiv“. Auch der mit einem Preis bedachte „objektive Journalist“ Ulli Kulke (Spitzname: Hurrikan-Ulli) fiel schon durch abstruse Thesen auf – z.B. als Wissenschaftsredakteur beim Axel-Springer-Verlag. Dort verfasste er Artikel (z.B. zum Thema Klimaerwärmung – Tenor: „Es gibt nicht mehr oder stärkere Hurrikans“), die Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zur Einschätzung brachte: „Bei einem derartigen Artikel hat der normale Zeitungsleser praktisch keine Chance, sich eine fundierte eigene Meinung zu bilden.” Das sind also diejenigen, die von Innoplanta für ihre “objektive und verständliche Berichterstattung” geehrt wurden. Bleibt zu hoffen, dass Frau Koch von dort nicht auch eines Tages eine Auszeichnung erhält.
Ralf Mattern