Dass ausgerechnet der Gentechnik-Lobbyist Jens Katzek die Gefahr, die von gentechnisch veränderten Pflanzen (und Tieren) gerade auch perspektivisch auf Mensch und Tier ausgehen können, herunterspielt, verwundert nicht. Herr Katzur spricht (und schreibt) für die “Bio Mitteldeutschland GmbH” – allein der Name ist bereits eine Nebelkerze. Mit “Bio” hat das Ganze nichts zu tun: Es handelt sich hier um eine Förderfirma für die Anwendung gentechnisch veränderter Lebewesen, finanziert von der Industrie – von Firmen wie Hexal, Sungene und Bayer, die bislang nicht durch besonders ökologische und nachhaltige Produktion aufgefallen sind. Wenn er in Bezug auf die gentechnisch veränderte Kartoffel “Amflora” in seinem “Leserbrief” fragt, “ob jemand glaubt, dass Menschen nicht besseres zu tun haben, als Gift in die Welt zu streuen” – kann ihm geantwortet werden: Viele haben etwas “besseres” zu tun – nämlich Profite um jeden Preis zu erzielen. Und da wird “Gift” zur Not auch gern in Kauf genommen – wie die Geschichte hinlänglich bewies und beweist. Die Profitraten der Gentechnikkonzerne wie Bayer, der schweizer Firma Syngenta oder der amerikanischen Firma Monsanto sind ernorm. Das Hauptgeschäft machen diese Firmen mit dem Verkauf der zu ihrer Pflanze erforderlichen Pestizide. Passend zu den genmanipulierten Pflanzen gibt es für die Landwirte die dazugehörigen Pestizide zu kaufen. Auf die Roundup Ready-Saaten von Monsanto z. B. wird Roundup (Glyphosat) gesprüht, zu den Gen-Pflanzen LibertyLink passt das Unkrautvernichtungsmittel Liberty (Glufosinat). Ganz nach dem Motto: zu jedem Gen-Pflänzchen das passende Gift. Erhöhter Spritzmittelverbrauch, keine höheren Erträge für Landwirte, ungeahnte Nebenwirkungen und Immunitäten bei Schädlingen sind nur einige Probleme, die durch den Anbau von Gen-Pflanzen verursacht werden. Da die gentechnisch veränderten Pflanzen patentiert sind, dürfen Bauern diese Pflanzen auch nicht einfach “nachzüchten” – sie machen sich strafbar. Haben sich die Landwirte erstmal für den Anbau solcher Pflanzen entschieden, müssen sie für jede Aussaat erneut bei den Agro-Konzernen das Saatgut einkaufen – was zumindest die Agro-Konzerne freuen dürfte. In Nordamerika schickt Monsanto bereits “Gen-Detektive” auf die Felder, um Verstöße gegen das Patentrecht aufzudecken. Deshalb verschweigen die Gentechnik-Lobbyisten auch, dass bereits zwei konventionell – also ohne Gentechnik – gezüchtete Kartoffelsorten, die wie die “Amflora”-Gentech-Kartoffel einen hohen Stärke-Gehalt aufweisen, die Marktreife erreicht haben. Schon im Jahr 2005 wurde vom Stärkehersteller Avebe unter der Markenbezeichnung “Eliane” eine gentechnikfreie Amflora-Alternative präsentiert. Zudem gingen im September 2009 der Stärkehersteller Emsland Stärke und der Pflanzenzüchter Europlant gemeinsam mit Forschern des Fraunhofer-Instituts für Molekulare und Angewandte Ökologie mit einer Stärke-Kartoffel an die Öffentlichkeit. (Quelle: Greenpeace). Diese gentechnikfreie Alternativen machen die Gentech-“Amflora” hoffentlich auch aus Sicht der Stärkeindustrie überflüssig – die Bevölkerung will genmanipulierte Pflanzen und Tiere ohnehin nicht!
Ralf Mattern