Leserbrief zur Äußerung des Herrn Prof. Szibor vom 24.08.2010 (unveröffentlicht)

Die wiederholt veröffentlichten Wortmeldungen des sich mittlerweile im Ruhestand befindlichen Herrn Prof. R. Szibor zum Thema “genetisch manipulierte Pflanzen” erinnern mich in ihrer Technikgläubigkeit sehr an die vor kurzem anlässlich des 120. Volksstimme-Geburtstages publizierte Zeitungs-Ausgabe vom Silvester 1960. Für dass Jahr 2000 prognostizierte man darin 40 Jahre zuvor Dank der “Beherrschung der Technik” die Landung auf Planeten in fernen Sonnensystemen, eine Livesendung zum Neujahr vom Mond und eine Autobahn zwischen Russland und Alaska, die gleichzeitig das Eis der Arktis zum Schmelzen bringt. Allein letztere technische “Errungenschaft” würden wir aus heutiger Sicht als Katastrophe gigantischen Ausmaßes definieren. Auch Herr Prof. Szibor, der auf seinem Gebiet der Rechtsmedizin sicher eine Kapazität ist, in Sachen “grüner” Gentechnik in seinen Leserbriefen eine wissenschaftliche Fehlerdiskussion als Bestandteil einer jeden Forschung jedoch konsequent vermeidet, fabuliert von den großen Möglichkeiten – in diesem Fall von genetisch manipulierten Pflanzen. Allein sein Lob auf die Gen-Zuckerrübe mit dem hübschen Namen “H7-1”, zeigt, dass er offensichtlich selbst wissenschaftliche Erkenntnisse, die nun in den USA (gerichtlich) zum Anbauverbot dieses neu geschaffenen Lebewesens führten, ignoriert: Dies und seine angesichts der 2008 im Nachgang des UNO-“Protokolls über Biologische Sicherheit” (“Cartagena-Protokoll”) durchgeführten UN-Konferenz von 147 Ländern zu “Risiken der Gentechnik in der Landwirtschaft” nicht zu haltende Behauptung, dass es “keinen Fall von Schädigung der Umwelt durch gentechnisch veränderte Pflanzen” gäbe, lässt vermuten, dass sich Herr Prof. Szibor in der Diskussion um die “grüne” Gentechnik nicht von allein wissenschaftlichen Ansätzen leiten lässt, sondern insbesondere den multinationalen Konzernen, wie BASF, Monsanto (“Agent Orange”) und Syngenta (den großen Profiteuren der “grünen” Gentechnik) und der damit einhergehenden Produktion von Pestiziden, die nach wie vor auch für gentechnisch manipulierte Organismen gebraucht werden, das Wort redet. Ist es denn wirklich so unwahrscheinlich sich vorzustellen, dass die Gentechnik-Konzerne die Gene von Pflanzen nicht verändern, weil es notwendig wäre, sondern weil nur so ein möglicher Patentanspruch abzuleiten ist, der ihnen unbegrenzt Profit sichert?

Ralf Mattern, Wernigerode

3 Responses

  • Die im Leserbrief getroffenen Aussagen stimmen vollkommen mit dem “Plädoyer für eine gentechnikfreie zukunftsfähige Welt” überein.
    Diese Dokumentation, von über 16 autorisierten Wissenschaftlern aus aller Welt verfasst, wurde am 15. Juni 2003 in London der Öffentlichkeit vorgestellt. Eingeladen waren Regierungen, Konzerne, Wissenschaftler und Medien.
    Frage: Warum ignorierte dieser Personenkreis diese Einladung ?
    Antwort: Weil sie alle an der Leine von MONSANTO, SYNGENDA, BASF und BAYER hängen bzw. auf deren Gehaltsliste stehen.

    Nun hält also dieser zweifelhafte Prof. Szibor am 27.05. 2011 einen Vortrag mit dem Thema: “Grüne Gentechnik- Schlüsseltechnologie
    zur Hungerbewältigung und Friedensförderung” Und wo findet das Ganze statt ? Im Haus C des Ministeriums für Gesundheit und Soziales (Turmschanzenstraße 25)in Magdeburg.

    Es folgt um 19.45 Uhr eine Podiumsdiskussion mit dem Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen Anhalt, Dr. Hermann Onko Aeikens.

    Wir jedenfalls setzen unsere “Kampagne zum Referendum für ein gentechnikfreies Europa” fort und 140.000 Unterschriften aus 13 Ländern gebenn uns Recht, dass diese “Technologie” zum Scheitern verurteilt ist, weil sie sowohl der Schöpfung als auch der natürlichen Entwicklung auf der Erde zutiefst widerspricht.

    Gerhard Schröder
    Vorsitzender im “Ak- Ökologie / Gentechnik e.V.”

  • ja, endlich mal einer, der es auf den punkt bringt. die Naivität bezüglich finanzieller Interessen in den permanent abgedruckten leserbriefe des Professors sind auf die Dauer schwer zu ertragen.
    der beitrag dort oben sollte so lange an die volksstimme geschickt werden, bis er einmal abgedruckt wird.
    auch das mittlerweile peinliche argument, gentechnik sei die lösung für den welthunger, kann ich nicht mehr hören. wer den welthunger beenden will, der sollte als erstes das lukrative Geschäft der Waffenindustrie bloßstellen!

    aber ich will niemandem seine erfahrungen nehmen…

    gruß aus möckern

  • Teilweise veröffentlichter Leserbrief zu den wiederholten und immer wieder veröffentlichen Äußerungen des Herrn R. Szibor

    Reflexartig springt der Leserbriefautor auf jede kritische Meldung zur “grünen” Gentechnik an und verbreitet seine nun mittlerweile weithin und zur Genüge bekannten, weil ständig veröffentlichten, Lobpreisungen der Gentechnik. Dieses Mal erklärt der Leserbriefschreiber, dass die Landwirte, die er abwertend “Aktivisten” nennt, von ihrer Tätigkeit keine Ahnung haben und die multinationalen Gentechnikkonzerne nun Getreidepflanzen herstellen können, die angeblich pilzresistent sind. Abgesehen davon, dass selbst auf der Homepage der Gentechbefürworter lediglich vermeldet wird, dass Konzerne wie Syngenta und die ETH Zürich an Pilzresistenzen forschen würden (Quelle: http://www.transgen.de/pflanzenforschung/anbaueigenschaften/191.doku.html), stellt sich die Frage, ob der Leserbriefautor noch nichts davon gehört hat, dass Resistenzen nie von Dauer sind, weil sich die Erreger stets verändern. Aktuelle Beispiel aus anderen Gebieten: Die neue Form der Vogelgrippe oder die neue Form des EHEC-Erregers. Im Film “Jurrasic-Park” hieß es so banal wie richtig: “Die Natur sucht und findet immer einen Weg.” Das gilt eben auch für sogenannte “Schädlinge”. Die Landwirte hingegen wissen längst, dass z.B. weite Fruchtfolgen die Infektionsketten unterbrechen können. Die moderne Pflanzenzüchtung (nicht zu verwechseln mit den von Gentech-Konzernen erschaffenen Organismen) bietet zudem (noch) resistente Sorten gegen die wichtigsten Pilzkrankheiten an. So wie der Leserbriefautor immer wieder im Sinne der Konzerne argumentiert, erinnert er mich an die Diskussion um die Atomkraft. Obwohl niemand einen Plan hatte, wo man mit dem zehntausende Jahre strahlenden Atommüll hinsoll, werden seit 40 Jahren AKWs gebaut. Nun, nachdem es in Fukushima einen “Vorfall” gab, den es nach allen wissenschaftlichen Berechnungen überhaupt nicht hätte geben dürfen, beginnt ein Umdenken. Ich hoffe, dass die sogenannte “grüne” Gentechnik nicht erst dann gestoppt wird, wenn es einen “Vorfall” mit diesen genmanipulierten Hybrid-Organismen gibt, den es nach heutigem Kenntnisstand nicht hätte geben dürfen – denn zurzeit benutzen die Gentechnikkonzerne im “Versuchslabor Erde” uns Menschen und den “Rest” der Natur in einem Langzeitversuch – mit offenem Ende.

    Ralf Mattern, Wernigerode

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