Die Nominierung des „Finkenschlagens“ als Kandidat für das immaterielle Weltkulturerbe durch das Kultusministerium Sachsen-Anhalts war mit Sicherheit kein guter Tag für Tierfreunde und Tierschützer. In der Berichterstattung über diese „Tradition“ vermisse ich nämlich stets den Hinweis, dass – nicht „vor Jahrhunderten“ sondern vor knapp zehn Jahren – die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen die Finker führte und zwar einstellte, aber Mindestgrößen für die Käfige und Volieren für die gefangenen Vögel verlangte. Das führte dazu, dass etliche Finker dieses “Hobby” einstellten. Festzuhalten bleibt: Selbst wenn Dompfaff, Zeisig und Buchfink als Zuchttiere in den Käfigen der sich selbst so bezeichnende Finken“freunde“ geschlüpft sind, demzufolge nie die Freiheit kennenlernen und ihren Instinkten nie werden folgen können, bleiben sie eben Wildvögel. Sie werden auch in der 20. Generation nicht zum Wellensittich. Eine sogenannte „Tradition“, die unter Beobachtung der Justiz stand oder steht, gereicht unserer Region sicher nicht zur Ehre. Schade, dass es die Finken“freunde“ nicht mal versuchen, selbst so zu singen und zu zwitschern wie die von ihnen gefangen gehaltenen Vögel. Das wäre doch mal die Gründung einer Tradition, die man guten Herzens unterstützen könnte.
Ralf Mattern, Wernigerode