Leserbrief zum Leserbrief von Herrn Weber (CDU) in der Harzer Volksstimme vom 26.02.2010
(Ludwig Hoffmann, Ortsvereinsvorsitzender SPD-Wernigerode) Der Leserbrief von Herrn Weber von der Jungen Union (Harzer Volksstimme vom 26.2.10), mit dem er auf einen Leserbrief von Herrn Mattern reagierte, regt mich doch zu einer Anmerkung an. Nicht zum Anlass für den “Schlagabtausch”. Da ist alles Notwendige und Überflüssige gesagt. Mich bewegt etwas Anderes.
Herr Weber ist zu jung, dass er eigene politische Erfahrungen mit der DDR hat. Er schreibt: “…bis auf wenige haben sich die Mitglieder der Ost-CDU nichts vorzuwerfen”. Juristisch mag das stimmen. Trotzdem ist er leider einer weit verbreiteten, aber folgenschweren Selbstberuhigung vieler früherer Mitglieder von Parteien und sogenannten Massenorganisationen aufgesessen. Es ist die selbstgefällige Auffassung, dass am Untergang der DDR nur Honecker, allenfalls noch das Politbüro oder der Parteivorstand der CDU und der anderen Blockparteien Schuld tragen. Alle Anderen “mussten” ja mitmachen.
Niemand musste Mitglied einer Partei oder Massenorganisation sein. Es war immer die persönliche Entscheidung, die aus Überzeugung, zur Verringerung von ideologischem Druck, zur Vereinfachung der beruflichen Entwicklung oder auch aus Gedankenlosigkeit getroffen wurde. Das befreit aber Niemanden von der persönlichen Verantwortung für sein Tun. Insofern muss sich schon Jeder, auch jedes CDU-Mitglied, auch Herr Hövelmann, auch ich als ehemaliges DSF- und FDGB-Mitglied fragen, in welchem Maße er zumindest duldend die rote Diktatur mitverantwortet hat, und was er für die Veränderung der Verhältnisse getan hat. Wenige haben dem Druck widerstanden oder sind aus Parteien ausgetreten, weil sie nicht gegen ihre Überzeugung handeln wollten. Deshalb hatten sie Nachteile, wurden im Extremfall verhaftet oder abgeschoben. Millionen haben sich der Diktatur durch Weggang entzogen. Was werden die sagen, wenn die mehr oder weniger Angepassten sich ein reines Gewissen bescheinigen ? Ralf Mattern kann ihm übrigens aus eigenem Erleben berichten, wie das so war, wenn man sich in der DDR nicht fügte.
Es ist zu einfach zu sagen, dass eine CDU-Mitgliedschaft zu DDR-Zeiten “nicht karriereförderlich” war. Ich weiß von Vielen, dass sie im Interesse ihrer beruflichen Entwicklung einer Blockpartei beitraten, um sich der SED-Werber zu entziehen. Diejenigen, für die das kein Motiv war, waren dann sicher Parteimitglied, weil sie sich mit deren politischen Zielen identifizierten. Und da empfehle ich Herrn Weber die persönliche Lektüre der Berichte von Ost-CDU- oder anderen Block-Parteitagen. Danach wird er hoffentlich bestätigen, dass das mit dem reinen Gewissen nicht geht. Abschließend sei noch angemerkt, dass ich sehr für konstruktiven Ideenwettbewerb zur Weiterentwicklung von Stadt und Landkreis bin. Wenn Herr Weber den bei der SPD vermisst, dann muss er an anderen Stadtrats- oder Kreistagssitzungen teilgenommen haben.