Leserbrief zu den Äußerungen zur Nominierung von Peer Steinbrück als Kanzlerkandidaten

Für einen Sozialdemokraten wie mich ist es immer wieder erstaunlich zu registrieren, wie Leute, die es ganz offensichtlich nicht sonderlich gut mit der SPD meinen, es für nötig erachten, öffentlich seltsame und sich widersprechende  Kommentare und „Tipps“ zu geben und die SPD wie eine Art „Hobby-Freud“ zu analysieren versuchen. Die Einen behaupten: „In der SPD gibt es keine Geschlossenheit.“ Die Anderen beklagen: „In der SPD wird alles von oben entschieden, die Mitglieder haben keine Mitspracherechte.“ Tja, fragt sich der politisch Interessierte ratlos – was stimmt denn nun eigentlich? Aus eigener Erfahrung darf ich sagen: Das Eine ist so falsch wie das Andere. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass meine Aussage auch für die politischen Mitbewerber gilt – links- und rechtsextremistische „Kaderparteien“ mal ausgeschlossen. Anstatt von „außen“ zu mäkeln, zu unken und zu orakeln könnte man ja mal versuchen, seine eigene politische Meinung auf Mehrheitsfähigkeit in der Partei seiner Wahl zu testen.  Um gleich vor Enttäuschungen zu warnen: Die Partei, die zu einhundert Prozent die eigene politische Auffassung verkörpert, gibt es nicht – aber eine größtmögliche Übereinstimmung mit den Grundwerten und die Fähigkeit, mit dem eigenen Kopf nicht durch jede Wand zu müssen, kann das Suchen und Finden von Unterstützern der eigenen Auffassung, eben: Ein Einbringen in den Meinungsprozess einer Partei, sogar anregend und gewinnbringend gestalten. In diesem Sinne hat deshalb (zumindest für die Sozialdemokraten) der frühere Vorsitzende Kurt Schumacher Recht, der 1952 sagte: „SPD heißt Selbständig Politisch Denken.“

Ralf Mattern, Wernigerode

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