“Unsere heimatlichen Naturressourcen”
Ein heißes Eisen fassten die Wernigeröder Sozialdemokraten bei ihrem öffentlichen allmonatlichen Bürgerstammtisch an: Das Spannungsfeld zwischen Tourismus und Naturschutz. Kompetente und aussagefähige Gesprächspartner standen den etwa zwei Dutzend Gästen zu Verfügung: Sylke Möser vom Nationalpark Harz, Michael Hartung vom Harzclub – beide kandidieren auf der SPD-Liste für den Stadtrat – und Steffen Meinecke von den Stadtwerken Wernigerode. Sylke Möser leitete mit einem interessanten Vortrag den Abend ein und stellte das Profil des Nationalparks vor. Dass täglich etwa 125.000 Gäste im Harz sind und der sich tourismusbedingte Gesamtumsatz bei etwa 1,4 Milliarden Euro jährlich bewegt waren Zahlen, die nicht jeder kennt. Sylke Möser beschrieb das Konzept der Nachhaltigkeit, nämlich dass die Nutzung eines erneuerbaren Systems in einer Weise erfolgt, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf natürliche Weise nachwachsen kann. Wie Nachhaltigkeit früher definiert wurde, verdeutlichte die Schierkerin mit einem Zitat des Begründers der wissenschaftlichen Forstbewirtschaftung Hans Dietrich von Zanthier: „Es ist gewiss, dass kein Mensch bloß für sich, sondern auch für die Nachkommenschaft leben muss“. SPD-Vorstandsmitglied und Moderator Rolf Harder fand, dass der etwa 300 Jahre alte Spruch „auch ein gutes Motto für die Sozialdemokraten sein könnte“. Mit interessanten Zahlen zum Wasserkraftwerk Steinerne Renne konnte Steffen Meinecke aufwarten: Dort werden jährlich eine Million Kilowattstunden Strom naturschonend erzeugt. „Damit könnten wir 500 Haushalte versorgen, leider sind es bislang nur gut zwei Dutzend, die hiesigen Ökostrom nutzen“, so der Fachmann. Er verriet außerdem, dass im Kraftwerk demnächst zwei Ferienwohnungen und ein kleiner Saal fertig gestellt werden und angemietet werden können. Michael Hartung erläuterte anschließend wissenswertes zum Harzclub: Die 165 Wernigeröder Mitglieder kümmern sich zurzeit um die Entbuschung der Orchideenwiese Richtung Darlingerode, pflanzten vom Geld, dass sie für den Wernigeröder Umweltpreis bekamen, 500 Ahornbäume und setzten zwei große Sitzgruppen. „Der Umweltschutz, das Brauchtum und die Wegepflege sind neben dem Wandern unsere Schwerpunkte“, betonte der Benzingeröder. In der anschließenden Diskussion lobte Bernd Minnich die gute Zusammenarbeit des Harzgebirgslaufvereins mit dem Nationalpark, stimmte aber auch SPD-Stadtrat und Bergwächter Siegried Siegel zu, der die oft rücksichtslosen Mountain-Biker als „größte Unfallquelle“ kritisierte. Zur Sprache kam auch der Wegebau. Für Siegfried Siegel sind zerstörte Waldwege „kein Aushängeschild für unsere Stadt“, Michael Hartung verwies auf die Vielzahl der vom Harzclub in Ordnung gehaltenen offiziellen Wanderwege und Sylke Möser erklärte, dass nach Naturereignissen, wie dem Orkan Kyrill das Holz „so schnell wie möglich, ohne Rücksicht darauf, ob die Wege nass sind, aus dem Wald muss“. Bei einem Anteil von 80% borkenkäferanfälliger Fichten am Harzwald muss es gleichwohl zukünftig zu einer „Mischbestockung“ kommen, also ein Mischwald aufgeforstet werden, „nur so sind großflächige Schadereignisse ausgeschlossen“. SPD-Stadtrat Robert Marhold verwies in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass es die SPD im Stadtrat war, die darauf drängte, den Stadtwald zu behalten. Auch wenn sich der Stadtwald und das Wegenetz nicht kostenneutral betreiben lassen, wird die Bedeutung unseres Waldes, ob für den Tourismus oder als zukünftiger Energielieferant, zukünftig noch wachsen, waren sich die Stammtischgäste einig.